Tierheime in der Coronakrise: Ein Minusgeschäft

Die Tierheime stehen vor großen Herausforderungen. Ihre Finanzierung ist während der Coronakrise nicht gesichert.
Tieheimsgehege
Gang in einem Tierheim Foto: Der Jungreporter / Francesco Zimmermann

Zu wenig Platz, zu wenig Geld, zu hohe Kosten. Tierheime sind oft die letzte Rettung für ausgesetzte Haustiere, aber für ihre wichtige Funktion fehlt genügend Unterstützung. Die genaue Zahl an Tierheimen in Deutschland ist nicht erfasst. Über 500 Tierheime sind Mitglied im Verein Tierschutzbund e.V. Deutschland. Mit der momentanen Pandemie-Situation haben alle zu kämpfen.

Ein Hauptpunkt sind die Tierarztkosten

Nicht nur in Krisenzeiten stehen Tierheime vor enormen Herausforderungen. Überfüllung ist das eine Problem, Geld das andere. Häufig werden Tiere heimlich abgegeben. Die Mitarbeiter:innen finden sie entweder abgestellt in Transportkisten oder vor dem Tierheim angebunden. Bei einer Abgabe eines Haustiers fallen nämlich Gebühren an, mit denen die notwendigen Tierarztkosten abgedeckt werden sollen. Dieses Geld fehlt wie auch alle Informationen über das abgegebene Tier. Ist es geimpft und sterilisiert? In welchen Verhältnissen hat es vorher gelebt?

Ohne ehrenamtliche Hilfe geht es nicht

Heimtiere brauchen genau so viel Zuwendung wie die Tiere zu Hause. Die oft nur wenigen Mitarbeiter:innen sind deshalb auf ehrenamtliche Helfer:innen angewiesen, um jedem Tier gerecht zu werden. Ihre Arbeit besteht vor allem aus der Fütterung, Pflege der Innen- und Außenanlagen und selbstverständlich wird auch Zeit mit den Bewohnern verbracht. Eine große Unterstützung sind auch die „Gassi-Geher“, die mehrmals die Woche zum Tierheim kommen und immer mit demselben Hund spazieren gehen.
Auch wenn Tierheime Gelder von den Kommunen bereitgestellt bekommen, reichen diese nicht aus. Es wird weitere finanzielle Unterstützung benötigt. Neben Geldspenden sind Futter- und Sachspenden gerne gesehen. Darunter fallen Handtücher, Bettwäsche, Reinigungsmittel und Katzenaufzuchtmilch in Pulverform. Auch werden Patenschaften für Heimtiere angeboten. Interessierte dürfen sich dabei ein bestimmtes Tier aussuchen, für das sie Futter- und Tierarztkosten übernehmen.

Corona verschärft den Tierheim-Alltag

Einerseits werden neue Hilfskräfte gebraucht, andererseits müssen in der momentanen Situation Kontakte so gut es geht beschränkt werden. Die Teams werden in Schichten aufgeteilt.  Seit dem Lockdown im März 2020 sind viele Tierheime geschlossen und Interessierte können zurzeit spontan nicht vorbeikommen. Die Vermittlung von Tieren ist nur telefonisch möglich und gestaltet sich schwierig. Zutritt zum Tierheim bekommen nur diejenigen, die auf jeden Fall ein Tier aufnehmen.

Eine weitere Herausforderung sind die coronabedingten Ausfälle von Tierheimfesten oder einem „Tag der offenen Tür“. All die Jahre waren diese Termine eine gute Gelegenheit Spenden zu sammeln und Tiere zu vermitteln. Zu beobachten ist, dass allgemein weniger gespendet wird, was die Tierheime vor weitere Probleme stellt. Wie soll auf Dauer das nötige Futter und der Tierarzt bezahlt werden? Und wie kann genügend Platz für alle Tiere geschaffen werden? Teilweise können Umbau- und Ausbauaktionen nicht weiter finanziert werden und mussten erst einmal stoppen.

Mehr Zeit durch Corona, aber was kommt danach?

Die Home-Office-Situation hat in vielen Haushalten Veränderungen mit sich gebracht. Gearbeitet wird zu Hause und spätestens seit dem Lockdown wird die freie Zeit auch innerhalb der eigenen vier Wände verbracht. Es werden vermehrt Haustiere, vor allem Hunde, angeschafft. Oft wird zuerst an einen Züchter gedacht und nicht ans Tierheim, obwohl so viele Heimtiere auf ein neues zu Hause warten. Offen bleibt, was mit den Tieren passiert, wenn die Besitzer:innen wieder zur Arbeit müssen. Viele Tierheime haben ihre Kapazität bereits jetzt erreicht.

Im Herbst 2019 haben wir selbst ein Tierheim besucht. Das dazugehörige Video findet ihr hier.

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