Kategorien: Technik

Mit bargeldlosem Zahlen die Umwelt schützen

Ein Unternehmen gründen und gleichzeitig die Welt ein bisschen besser machen. Mit diesem Ziel haben Dr. Benjamin Behringer und Florentine Arend das Saarbrücker Start-up TapTree gegründet. Das Unternehmen ermöglicht es, bargeldlose Zahlungen ohne Mehrkosten zu tätigen und gleichzeitig einen Beitrag fürs Klima zu leisten. Wir haben die Gründer in Ihrem Büro im Saarbrücker Starterzentrum besucht und über ihre Pläne gesprochen.

Klimakrise wird auch in Wirtschaft immer mehr zum Thema

Die Klimakrise ist inzwischen auch in der Wirtschaft zu einem großen Thema geworden. Besonders in der Start-up-Welt entwickeln viele kluge Köpfe Ideen, wie ihre Produkte dabei helfen können, das Problem zu lösen. TapTree hat sich vorgenommen, die Finanzbranche umzukrempeln und bietet Geschäftskunden die Möglichkeit, den Endkonsumenten bargeldloses Zahlen mit einem positiven Effekt aufs Klima anzubieten. „Alle, die bargeldlose Zahlungen anbieten möchten, haben Gelegenheit, unser Kartengerät zu mieten. Die Transaktionsgebühren nutzen wir dann für Klimaschutzprojekte. Bei jeder Transaktion wird somit mindestens 1 kg CO² gebunden“, erläutert Florentine Arend das Produkt. Dabei spielt es keine Rolle von welcher Bank die Karte stammt. Die Transaktionsgebühr landet in jedem Fall bei dem Start-up. Mehrkosten entstehen für die Kunden hierbei nicht. „Unser Ziel ist, auf diese Art und Weise 60 bis 70 % unseres eigenen Gewinns zu investieren“, fügt die Mitgründerin hinzu. In Zukunft sollen über das Kartenterminal hinaus zudem auch Onlinetransaktion über TapTree möglich sein.

Finanzbranche trägt maßgeblich zu hohem CO2- Ausstoß bei

Ein Problem in der Finanzbranche ist der hohe CO2-Ausstoß, der mit den getätigten Transaktionen entsteht. „Bei jeder bargeldlosen Zahlung werden bereits circa 4 Gramm ausgestoßen und bei Bargeld liegt die Zahl noch höher, da hierbei weite Wege zurückgelegt werden“, erläutert Florentine Arend. Ein weiteres Problem seien zudem die Investitionen, die die Banken mit dem Geld, welches beispielsweise auf den Sparbüchern liegt, tätigen. Dieses kann nämlich unter anderem in umweltschädlichen Branchen wie beispielsweise der Ölindustrie landen. Gleichzeitig kann das Finanzsystem laut Arend aber auch einen großen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten. Demnach werden bis zum Jahr 2050 in der Summe 8,1 Billionen Euro gebraucht, um die Klimakrise zu lösen. „Dies sind ziemlich genau 0,1 % vom weltweiten BIP (Brutto-Inlands-Produkt). Mit unserem Anteil an den bargeldlosen Zahlungen möchten wir einen Teil zu diesen 0,1 % leisten“, betont sie das Hauptziel von TapTree.

Wirecard als Initialzündung

Zentraler Auslöser für die Gründung war für Gründer und Geschäftsführer Benjamin Behringer der Skandal um das Finanzunternehmen Wirecard. „Es war für mich unvorstellbar, dass so etwas bei einem Dax-Konzern möglich sein kann. Des Weiteren hatte ich ohnehin den Wunsch nach einer beruflichen Veränderung und wollte gerne einen Impact generieren.“ In der Folge hatte der gelernte Informatiker sich dann mit den Zahlen aus der Finanzbranche genauer auseinandergesetzt und schnell erkannt, welche enormen Gewinne in dem Wirtschaftssektor erzielt werden. „Wenn man sieht, dass Visa oder MasterCard eine Gewinnmarge von 50 % haben, wird schnell deutlich, wie lukrativ das Geschäft für die großen Unternehmen ist. Mit TapTree möchten wir den Fokus stärker auf das Gemeinwohl richten“, erklärt er.

Ein wichtiger Aspekt bei der Gründung Anfang des Jahres war für die beiden Gründer die Wahl der Gesellschaftsform. Denn bei TapTree handelt es sich um eine sogenannte GmbH in gebundenem Vermögen. Diese Form der GmbH gibt es in Deutschland zwar noch nicht offiziell, allerdings kann diese innerhalb der Unternehmenssatzung nachgebildet werden. Unterstützung bekamen Florentine Arend und Benjamin Behringer dabei von der sogenannten Purpose-Stiftung, die ebenfalls als Kontrollgesellschafterin fungiert. Die Bezeichnung „in gebundenem Vermögen“ bedeutet für TapTree in der Praxis konkret, dass die vom Unternehmen erzielten Gewinne nicht privatisiert werden können. Somit wäre es beispielsweise Investoren, deren Einstieg vom Unternehmen aktuell aber auch nicht in Erwägung gezogen wird, nicht möglich, sich den gesamten Cashflow des Unternehmens zu nehmen. Zudem hätten Investoren kein Stimmrecht. Somit kann, laut Florentine Arend, sichergestellt werden, dass Geld investiert werden kann und der Zweck des Unternehmens nicht verändert wird. „Wir wollen mit unserem Unternehmen zeigen, dass man gleichzeitig Profite erzielen und dennoch Verantwortung übernehmen kann“, betont sie hierzu. „Beim Verantwortungseigentum werden Entscheidungen durch aktive Mitarbeiter anstelle von Investoren getroffen“, ergänzt Benjamin Behringer.

Projektpartner werden intensiv überprüft

Ein enorm wichtiger Aspekt ist für das Start-up die Auswahl der Projekte, an die die gewonnenen Gelder aus den Zahlungen fließen sollen. Ein nicht unkompliziertes, weiterhin präsentes Thema für die Gründer. „Das Befassen mit den Projekten hört nie auf, da wir sicherstellen möchten, dass wir die richtigen Projekte unterstützen“, betont Florentine Arend hierzu. Das erste Projekt trägt den Namen Halo Verde und befindet sich in Timor-Leste. Das Projekt kooperiert mit Kleinbäuerinnen und -bauern und hilft neben Umweltaspekten der lokalen Bevölkerung dabei, sich eine Existenz aufzubauen. Besonders gefällt den Gründern an diesem Projekt der ganzheitliche Ansatz, den die Organisation verfolgt. „Es geht nicht nur um das reine Pflanzen von Bäumen, sondern auch um die Einbindung der Community, was uns besonders wichtig war“, freut sich die Mitgründerin. „Selbstverständlich schauen wir uns genau an, wo unser Geld hinfließt. Dabei werfen wir einen besonderen Blick auf Aspekte wie Bildungsangebote oder den Umgang mit Frauen“, ergänzt sie. In absehbarer Zeit plant das Unternehmen, noch weitere Organisationen mit finanziellen Mitteln zu unterstützen.

Start-up will in Zukunft in ganz Europa präsent sein

Erklärtes Ziel für die Zukunft ist es, laut Arend, mit dem Produkt einen größtmöglichen Impact zu generieren. Dabei setzt das Start-up allerdings eher auf organisches Wachstum oder sogenanntes außenfinanziertes Fremdkapital anstelle von Investoren, um möglichst viel Nutzen für die Umwelt zu generieren. Seit dem Start des Produktes hat es TapTree bereits geschafft, sein Angebot über das Saarland hinaus auszuweiten und beispielsweise Unternehmen in München, Berlin oder dem Bodensee für sich begeistert. „Der Fokus liegt zurzeit auf dem deutschen und österreichischen Raum. In Zukunft wollen wir aber auch im Rest Europas präsent sein, was technisch bereits problemlos möglich ist“, erzählt die Mitgründerin. Zuvor steht als wichtigstes Projekt allerdings an, Online-Zahlungen mit TapTree zeitnah zu ermöglichen. 

Maximilian Kuntz

Ich heiße Maximilian Kuntz, bin 22 Jahre alt und habe eine Ausbildung zum Kaufmann für Marketingkommunikation absolviert. In meiner Freizeit gehe ich regelmäßig ins Fitnessstudio und verbringe gerne Zeit mit Freunden, meiner Familie und unserem Familienhund. Darüber hinaus vertrete ich im Stadtrat meiner Heimatstadt Blieskastel die Interessen der jungen Generation. Nach meinem Engagement beim Jugendmagazin Chilly habe ich mich diesem Projekt angeschlossen. Fairer und informativer Journalismus ist gerade in Zeiten von Fake News und großen politischen Diskussionen ein ganz wichtiges Gut und ich freue mich meinen Teil dazu beitragen zu können. Meine Schwerpunkte liegen in den Themenfeldern Politik, Wirtschaft und Musik.

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