Insieme – Zusammenhalt in der Not!

Solidarität – das einzige Mittel, um die Folgen der Corona-Pandemie erträglicher zu gestalten und gleichsam der schwierigste Ausweg, da physisches Zusammensein in der aktuellen Situation nur sehr eingeschränkt möglich ist, ohne sich der Infektionsgefahr auszusetzen.
Das Hilfsprojekt “Insieme” (ital. für “zusammen”) hat trotzdem einen Weg gefunden, um in dieser schwierigen Lage ihre Solidarität zum Ausdruck zu bringen und ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu schaffen. Seit Anfang April sorgen zweimal pro Woche insgesamt 100 Mitarbeiter schichtweise in der italienischen Mission im Saarbrücker Stadtteil Malstatt für die Versorgung von bedürftigen Menschen mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln. Die Hilfsaktion füllt damit ein Vakuum, das die vorübergehend geschlossene Tafel hinterlassen hat.

10:00 Uhr. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des spendenfinanzierten Projekts beginnen mit ihren Vorbereitungen. Es werden knapp 250 sog. “Basis-Tüten” zusammengestellt, die mit lebensnotwendigen Dingen ausgestattet sind und jedem hilfsbedürftigem Menschen zur Verfügung stehen. Darin befinden sich u.a. Vollmilch, Konservenprodukte und Taschentücher sowie Kekse.

Der Inhalt einer von knapp 250 “Basis-Tüten”
Die Tüten werden im Eingangsbereich der Lebensmittelausgabe gelagert.

Zusätzlich werden an fünf Stationen weitere Nahrungsmittel und Hygieneartikel verteilt, die, um den individuellen Bedürfnissen der Menschen gerecht werden zu können, von den Gästen ausgewählt werden dürfen.

Zu den weiteren Nahrungsmitteln zählen auch frisches Obst und Gemüse.
Eine Mitarbeiterin bei den Vorbereitungen der zur Auswahl stehenden Lebensmittel.
Die Auswahl der Lebensmittel ist groß: neben Gemüse und Obst werden u.a Brot, Nudeln und Eier verteilt.

Die größte organisatorische Herausforderung stellen jedoch die Hygienevorschriften dar, die für alle erfahrungsgemäß rund 150 Menschen, die das Angebot in Anspruch nehmen, gegeben sein müssen. Um die obligatorischen Sicherheitsabstände gewährleisten zu können, werden nur wenige Menschen in den Raum der Lebensmittelausgabe eingelassen. In Kombination mit dem großen Andrang entsteht dadurch das Problem, dass die wartenden Menschen vor dem Gebäude eine Menschenmenge bilden, die es aus Gründen des Infektionsschutzes unbedingt zu vermeiden gilt. Daher greift man auf ein am Flughafen verwendetes Prinzip zurück, um auch bei den wartenden Menschen die Einhaltung der Sicherheitsabstände sicherstellen zu können.

Ein Mitarbeiter beim Errichten des Zaunes, um die wartenden Menschen zur Lebensmittelausgabe zu leiten.
Kleine Markierungen auf dem Boden geben die Sicherheitsabstände vor.
Um den zu einem Großteil älteren Menschen das Warten zu erleichtern, werden Stühle aufgestellt.

Erst einmal im Gebäude der Lebensmittelausgabe angelangt, folgen weitere Hygienemaßnahmen, um sowohl Mitarbeiter als auch Gäste zu schützen. Obwohl es zu diesem Zeitpunkt noch keine gesetzlich vorgeschriebene Maskenpflicht gibt, tragen alle Mitarbeiter sowie nahezu alle Gäste bereits einen Nasen-Mund-Schutz.

Obwohl die Lebensmittelausgabe offiziell erst um 13:00 Uhr öffnet, warten bereits ab 11:00 Uhr schon rund 30 Menschen vor dem Gebäude.

Die Menschen, die deutlich zu früh erscheinen, werden gebeten, später wiederzukommen.

Zu diesem Zeitpunkt sind die Vorbereitungen im Inneren des Gebäudes noch in vollem Gange. Einige Produkte müssen nachgekauft werden, Tüten werden gezählt, die Lebensmittel werden auf den Tischen der Ausgabe platziert. Zudem liefert das Hilfsprojekt seine Lebensmittelpakete an rund ein Dutzend Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr eigenständig zur Lebensmittelausgabe erscheinen können.

Die Organisation der Lebensmittel bedarf in einigen Fällen Spontaneität.
Ein Mitarbeiter stellt die Lebensmittelpakete, die direkt an hilfsbedürftige Menschen geliefert werden, zusammen.
Auszuliefernde Lebensmitteltüten werden auch individuell bepackt.
Die Produkte an der Lebensmittelausgabe werden an fünf Stationen nach Kategorien sortiert.
Unverpackte Lebensmittel werden mit Handschuhen oder Servietten an die Menschen ausgegeben.
Die letzten Vorbereitungen werden getroffen.
Die finale Besprechung vor der Öffnung der Lebensmittelausgabe.

12:45 Uhr. Öffnung der Lebensmittelausgabe. Aufgrund des ungewohnt hohen Andrangs und der großen Hitze im Wartebereich, der starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, entscheiden sich die Verantwortlichen dafür, schon etwas früher mit der Ausgabe der Lebensmittel zu beginnen. Um der Hitze entgegenzuwirken, werden die wartenden Menschen mit Wasser versorgt.
An diesem Tag sind so viele Menschen gekommen, dass sie sich weit vor dem Geländeeingang bereits aufreihen. Um auch hier die Sicherheitsabstände garantieren zu können, werden kurzerhand Kreidemarkierungen auf den Boden gezeichnet.

Der unerwartet hohe Andrang erfordert spontane Maßnahmen.

Einige Minuten später erreichen die ersten Gäste die ersehnte Lebensmittelausgabe, in der es sehr ruhig und entspannt zugeht. Die Sicherheitsvorkehrungen funktionieren, die Gäste warten sehr geduldig, nur so kann das Infektionsrisiko sehr gering gehalten werden.

In der Lebensmittelausgabe herrscht eine entspannte Atmosphäre.

Bei der Lebensmittelausgabe wird jeder Gast von einem Mitarbeiter zu allen fünf Stationen begleitet, um die soziale Interaktion zu verstärken. Auch das ist ein Bedürfnis der Menschen, sowohl der Gäste als auch der Mitarbeiter, die in Zeiten der Isolation ein kurzes Gespräch sehr begrüßen.

Jeder Gast erfährt eine individuelle Begleitung.
Die sprachlichen Unterschiede werden kompetent gehandhabt.
Am Ende der fünften Ausgabestation erhält jeder Gast eine Basis- und eine individuelle Tüte.
Einigen Gästen, die nicht mehr gut laufen können, werden die Lebensmittelpakete vor die Türe gebracht.
Zur Neige gehende Produkte werden während der Ausgabe fortwährend aufgefüllt.

Bis zum Ende der Lebensmittelausgabe, um ca. 15:00 Uhr, werden knapp 250 Tüten ausgegeben worden sein – so viele wie nie zuvor.
Seit nunmehr drei Wochen sind die Mitarbeiter des Hilfsprojekts “Insieme” für hilfsbedürftige Menschen tätig, und leisten damit einen enormen solidarischen Beitrag zum Gemeinwohl. Durch ihre Arbeit versorgen sie nicht nur Menschen mit lebensnotwendigen Dingen, sondern bieten ihnen auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das aktuell wichtiger ist denn je. Des Weiteren entkommen die Mitarbeiter durch ihre Tätigkeit der Ohnmacht, welche die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie aufzuerlegen scheinen.
Zu guter Letzt zeigt das Insieme-Projekt auch, dass es nur eine Möglichkeit gibt, die Krise zu bewältigen und sogar gestärkt daraus hervorgehen zu können – Zusammenhalt und Solidarität!

Fotos: Simon Palzer

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