Unsere Welt ist globalisiert. Internationale Unternehmen handeln um den ganzen Globus, kapitalistische Gesellschaften kaufen Konsumgüter bis zum Exzess. Die Erde ist dynamisch, schon weit entwickelt und ungleich. Energie ist die Voraussetzung für die Globalisierung – doch wenn man über Nachhaltigkeit spricht, wurden 2005 noch weltweit 81 % der Stromerzeugung durch fossile Brennstoffe gewährleistet. Diese Stoffe, wie zum Beispiel Braunkohle, Erdöl, oder Erdgas sind nicht erneuerbar. Braunkohle wird laut Greenpeace in 200 Jahren zum knappen Stoff werden. Andere fossile Brennstoffe haben nur noch einige Jahrzehnte vor sich, bis sie durch andere Lösungen ersetzt werden müssen. Hinzu kommt, dass die Verbrennung fossiler Stoffe maßgeblich für den Klimawandel verantwortlich ist, zum Beispiel durch die Entstehung von Treibhausgasen.
Die Energiewende
Deshalb ist sich die Politik einig: Die Energiewende muss her, erneuerbare Energiegewinnung muss ausgebaut werden. Nicht nur Sonnen- oder Windenergie, sondern auch die Energiegewinnung aus Wasserkraft kann eine Option sein. Das Hauptproblem bei erneuerbaren Energien ist die Zuverlässigkeit und die Speicherung. Wenn zum Beispiel mal weniger Wind weht, ist die Stromerzeugung eingeschränkt. Im Falle der Hydroenergie könnten Staudämme eine konstante Stromerzeugung sichern. Zur Absicherung einer stabilen Energieversorgung gehört aber immer eine flächendeckend verfügbare Reserve, die die erneuerbaren Energien ohne große Strom-Speicherungsmöglichkeiten noch nicht vollständig bieten können.
Die Rolle der Europäischen Union
Die Energiewende ist unvermeidbar. Die Europäische Union strebt daher aktiv die Energiewende an. Im Sommer einigten sich EU-Mitgliedsstaaten auf Eckpunkte einer Energiewende bis 2030. Bis dahin soll rund ein Drittel der Energie erneuerbaren Ursprungs sein. Diese gemeinsame Entscheidung ist sehr wichtig, denn sie gibt die Grundlage für die nationale Energiepolitik der EU-Staaten. Heute beträgt der Anteil der erneuerbaren Energien in der EU rund 17 Prozent.
Die EU verfolgt im Rahmen ihrer Klima- und Energiepolitik drei Hauptziele. Als erstes Ziel geht es um die generelle Senkung der Treibhausgasemissionen in den EU-Staaten um mindestens 40 Prozent. Als Vergleich wird der Stand von 1990 genommen. Als zweites Ziel verfolgt die EU die Erhöhung erneuerbarer Energiegewinnung auf mindestens 27 Prozent. Hier wird sich auf dem Energieverbrauch bezogen. Das dritte Hauptziel ist die Steigerung der Energieeffizienz um mindestens 27 Prozent. Hier geht es um einen Energiesparrichtwert.
Außerdem plant die Europäische Kommission eine Energieunion. Eine europäische Energieunion hat den Vorteil, dass Bürger und Unternehmen preiswerte, klimafreundliche und sichere Energie beziehen können. Die EU hat schon Einiges erreicht, zwischen 2005 und 2015 stieg der Anteil erneuerbarer Energien um 71 Prozent. Jetzt geht es darum, die Ziele weiter zu verfolgen.
Weitere Sektoren
Die Energiewende allein in der Stromproduktion reicht laut Kritikern nicht aus, um globale Klimaziele zu erfüllen. Rana Adib ist Generalsekretärin von „REN21“, einem Netzwerk für erneuerbare Energien. Im Gespräch mit dem Handelsblatt betonte sie, dass damit die Energiewende gelingt, auch andere Voraussetzungen erfüllt werden müssen. Die Strom- und Wärmeerzeugung sollen miteinander verbunden werden und auch der Verkehrssektor müsste mit einbezogen werden. Der Wärmesektor ist für fast 40 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Unter diesem Sektor fällt zum Beispiel die ganze Energie, die zum Heizen der Wohnungen und Häuser benötigt wird. Die Energiewende im Allgemeinen kann also nicht nur durch Stromproduktion mit erneuerbaren Energien geschehen. Experten sprechen hier von einer „Sektorenkopplung“. Vor allem im Bereich der erneuerbaren Energien im Verkehrssektor hat Deutschland noch viel zu tun, gerade einmal fünf Prozent Anteil der neuen Energien gibt es hier. In Deutschland bieten auch Biokraftstoffe wie Biodiesel oder Biogas eine nachhaltige Benutzung des Autos an. Die Elektromobilität spielt hier auch eine große Rolle. Wenn die Autos elektrisch sind und die Energieversorgung auf erneuerbaren Energien ausgerichtet ist, dann können sie auch klimaneutral betrieben werden. Voraussetzung für eine größere Benutzung von elektrisch betriebenen Autos ist ein ausgebautes, flächendeckendes Netz von Ladesäulen.
Energiepolitik in der Nachkriegszeit
In Deutschland hat die Steinkohle das Wirtschaftswunder in der Nachkriegszeit deutlich angetrieben. Ab den 1950er Jahren kommt in Europa die Begeisterung für die Atomkraft auf. Die Kernspaltung als Energieerzeuger versprach eine saubere, unabhängige, moderne und zuverlässige Energieerzeugung. Die Gefahren der Kernenergie und das Endlagerungsproblem des Atommülls wurden nicht bedacht und waren noch unbekannt. In den späten 1970er Jahren beginnt mit den Umweltbewegungen eine starke Anti-Atomkraft-Bewegung. Das Logo „Atomkraft – Nein Danke“ stammt aus den 1980ern und ist bis heute das Symbol für die Atomkraftgegner. Maßgeblich beeinflusst wurde die Bewegung im Jahr 1986 – als das Kernkraftwerk Tschernobyl, welches in der heutigen Ukraine liegt, explodiert ist und eine humanitäre Katastrophe auslöste. In den 1990ern wird die Energiewende mit der Rot-Grünen Regierung von SPD und Grünen in die Wege geleitet: Hier wurde der Grundstein für den wichtigen Wandel gesetzt. Deutschland hat – nach der Atomkraftkatastrophe von Fukushima -im Jahr 2011 den Atomausstieg für endgültig erklärt. Doch ein erheblicher Teil der deutschen Energieversorgung basiert immer noch auf Braunkohle. Um die Energiewende voranzubringen ist nicht nur ein weiterer Ausbau der erneuerbaren Energien wichtig, wie schon von der EU vorhergesehen, sondern auch der Ausstieg aus dem Braunkohle-Tagebau. In Frankreich hingegen setzt man weitestgehend auf Atomenergie. Rund 80 Prozent des französischen Stroms wird von Kernenergie gedeckt. Seit den 1970er Jahren wurden viele neue Atomkraftwerke gebaut, da Frankreich mit dem sogenannten Messmer-Plan eine Stromproduktion aus Uran beschloss, um die Abhängigkeit von Energieimporten zu verringern. In den 1970er und 1980er entstanden so viele neue Atomkraftwerke. Bis heute hält der staatliche Energieversoger EDF (Energie de France) an Kernenergie fest. Frankreich muss im Laufe der nächsten Jahrzehnte die eigene Energiepolitik ändern, um die Energiewende voranzubringen.
Ein politisches und gesellschaftliches Bewusstsein für die Energiewende ist am Ende erforderlich, um erneuerbaren Energien den Weg zu ebnen. Schweden möchte die Energieversorgung ganz auf erneuerbaren Lösungen umstellen. Bereits mehr als die Hälfte der Energieerzeugung wird von erneuerbaren Energien, wie zum Beispiel Wasserkraft oder Windenergie, gedeckt. Die Energiewende ist im vollen Gange – wir werden die Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten begleiten können.