Warum Vielfalt in Redaktionen wichtig ist

Warum ist gerade in Redaktionen Vielfalt wichtig? Lisa-Marie erklärt es uns und geht auf verschiedene Gründe ein.
Vielfalt in Redaktionen
Foto: unsplash.com / Annie Spratt

Kennt ihr das Sprichwort “Bevor du den Mund aufmachst, kehre erstmal vor deiner eigenen Tür”? Es kam mir in den Sinn, weil es den Themenwunsch, den Leser*innen nach meiner ersten Kolumne geäußert haben, in gewisser Weise ganz treffend beschreibt. Gewünscht wurde nämlich das Thema Diversity in Redaktionen. Und so soll es sein – also dann: Warum ist Vielfalt gerade in der Medienbranche super wichtig? Challenge “vor der eigenen Tür kehren” accepted.

Was machen wir Redakteur*innen eigentlich? Ich glaube, dass das die Frage ist, von der ausgehend sich beantworten lässt, warum Vielfalt in Redaktionen so wichtig ist. Also, wozu gibt es den Journalismus? Klar, Redakteur*innen informieren über das aktuelle Tagesgeschehen – vom lokalen Dorffest bis zu weltweiten Ereignissen. Aber was dahinter steckt ist ja eigentlich noch wesentlich mehr, denn unabhängiger und freier Journalismus ist essentiell für die Wahrung der Demokratie. Es sind schließlich Redakteur*innen, die Entscheidungsträger*innen in Politik und Wirtschaft auf die Finger schauen, um Bürger*innen Informationen bereitzustellen, die dabei helfen, sich eine eigene Meinung zum Geschehen zu bilden. Aufgrund ihrer somit großen Wichtigkeit für die öffentliche Meinungsbildung wird deshalb regelmäßig diskutiert, ob Medien sogar als 4. Gewalt bezeichnet werden können.

Eine weitere Diskussion, die regelmäßig aufkommt, ist, inwiefern Medien “neutral” sein müssen. Es ist kaum überraschend, sondern ziemlich nachvollziehbar, dass der Wunsch geäußert wird. Medien spielen eben diese bedeutende Rolle für die Demokratie. Bürger*innen sind Wähler*innen: Und um Politiker*innen als ihre Repräsentant*innen bestimmen zu können, die tatsächlich ihre Interessen vertreten, müssen Bürger*innen informiert sein. Dazu gibt es Medien. Was aber oft erwartet und doch nie ganz erfüllbar ist, ist “neutraler” Journalismus. Journalist*innen sind eben Menschen und Menschen sind nie neutral. Wie auch? Alle Menschen sehen die Welt durch andere Augen. Sie sind von dem, was sie selbst erlebt haben, geprägt. Von ihrem Umfeld, ihren Erfahrungen, ihren Interessen. Es gibt viele Faktoren, die dann in Kombination das persönliche Weltbild eines Menschen ergeben. Das sieht für jede*n etwas anders aus – jede*r hat somit eine andere Lebensrealität. Davon sind auch Redakteur*innen nicht ausgeschlossen. Natürlich sind gute Redakteur*innen in ihren Texten dennoch bemüht, verschiedene Perspektiven mit einzubeziehen und unterschiedliche Interviewpartner*innen zu finden, die einen neuen Blickwinkel auf ein Thema geben können. Außerdem werden reine Meinungsbeiträge (Wie zum Beispiel Kommentare) von Redaktionen auch als solche gekennzeichnet, damit Leser*innen sich darauf einstellen können, dass der vorliegende Text eine einseitige und persönliche Ansicht darstellt. Aber Redaktionen können dennoch immer nur mit Einschränkungen neutral sein.

Also: Menschen – und somit auch Redakteur*innen – sind immer subjektiv. So ist das nun einmal. Aber das muss nicht schlimm sein, es ist normal. Und es gibt eine Sache, die Redaktionen machen können und auf jeden Fall sollten, um mit dem Fakt umzugehen, dass Menschen nie ganz objektiv sein können. Richtig: Vielfalt fördern.

Journalist*innen einstellen, die verschiedene Hintergründe haben und demzufolge verschiedene Blickwinkel auf Themen geben können. Journalist*innen, die die Welt durch unterschiedliche Augen sehen und Leser*innen diese verschiedenen Eindrücke weitergeben können. Außerdem gibt es einige Geschichten, die Menschen erzählen müssen, die selbst betroffen sind, weil andere Menschen das Gefühl gar nicht kennen können. Beispielsweise wenn es um Diskriminierung geht, ist es wichtig, die Leute zu Wort kommen zu lassen, die sie selbst erfahren haben. Das ist eine Forderung, die momentan im Zuge der Black Lives Matter-Demonstrationen wieder in den Vordergrund rückt – meiner Meinung nach sehr begründet. Betroffene zu Wort kommen lassen geht natürlich auch durch die Auswahl der richtigen Interviewpartner*innen, aber wer schonmal ein Interview geführt hat, weiß, dass es eben auch auf die richtigen Fragen ankommt.

Und allein schon wenn es um die Themenauswahl für Artikel geht, ist es besser, eine vielfältige Redaktion zu haben, die verschiedene Ideen einbringt. Denn es ist normal, dass alle eher die Themen auf dem Schirm haben, die ihnen selbst schonmal begegnet sind, aber wenn viele Menschen mit verschiedenen Ideen zusammenkommen und eine Redaktion bilden, ist es möglich, eine vielfältige Berichterstattung zu erreichen. Das ist relevant, weil Redakteur*innen die wichtige Aufgabe haben, auf konkrete Missstände hinzuweisen. Einer Redaktion, die aus Menschen mit vielfältigen Hintergründen besteht, sind verschiedene Probleme, die verschiedene Personengruppen haben, bewusst. Somit können auch Inhalte für verschiedene Personengruppen abgedeckt werden, was in einer Demokratie von immenser Bedeutung ist. Denn wenn wir uns nochmal entsinnen, geht es in einer Demokratie darum, die bestmöglichen Entscheidungen für die möglichst viele Menschen zu treffen, aber auch Minderheiten nicht außen vor zu lassen. Also müssen auch die Medien sicherstellen, dass sie Journalismus für möglichst viele und verschiedene Menschen machen.

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